International Affairs

Als in der ersten Hälfte der 1880er-Jahre der spätere Kaiser Wilhelm II. als Prinz ins Auswärtige Amt kommandiert wurde, warnte ihn Bis­marck vor diesem »Mann mit den Hyänenaugen«, und auch Bülow äu­ßerte sich später in ähnlicher Reserve. Während seiner ganzen Amtszeit mied Fritz von Holstein jede verantwortliche Stellung, wirkte aber im Hintergrund durch seine Kenntnis des gesamten Apparates der Wilhelmstraße und des Personals. Er übte einen unheilvollen, gar nicht kontrollierbaren Ein­fluß auf die auswärtige Politik des Reiches aus und setzte dieses Wirken auch nach der Pensionierung fort, da führende Persönlichkeiten, unter ihnen Reichskanzler Fürst Bülow, häufig seinen Rat suchten.
»Großbeerenstraße 40«, dicht am Kreuzberg. Kleinbürgerhäuser, Klein­bürgerläden. Fünf Minuten davon, schon in der Yorckstraße, poltert, kreischt, protzt das neue Berlin in Stuckpomp. Hier ist seine Wohnung, drei Zimmerchen, nirgends die leiseste Ahnung von Luxus und Üppigkeit. Aber es muss auch regelmäßig etwas anderes sein, denn die Feinschmeckerei ist der einzige Tribut, den Holstein einer Le­bensfreude zahlt, die sonst bei ihm längst verschüttet ist… 
Karl Kraus – Meister des giftigen Spotts
Herausgeber und ab 1912 alleiniger Autor der Zeitschrift »Die Fackel«, Satiriker, scharfer Kritiker der Presse und gleichzeitig damals einer ihrer Stars. Kraus war sein ganzes Leben lang umstritten. Marcel Reich-Ranicki nannte ihn »eitel, selbstgerecht und selbst wichtig«. Er wurde beschuldigt, sich in hasserfüllten Denunziationen und Erledigungen zu wälzen. Zusammen mit Karl Valentin gilt er als Meister des Galgenhumors. Kraus’ Anhänger hingegen sahen in ihm eine unfehlbare Autorität, die alles tun würde, um denen zu helfen, die er unterstützte. 
1907 griff Kraus seinen ehemaligen Wohltäter Maximilian Harden wegen seiner Rolle im Eulenburg-Prozess in der ersten seiner spektakulären »Erledigungen« an: Maximilian Harden. Eine Erledigung. Das Verhältnis zwischen Kraus und Harden hing von Anfang an mit den gemeinsamen Vorstellungen von publizistischer Tätigkeit zusammen. Sie waren zueinandergekommen, weil sie der Ansicht waren, in ihrer Arbeit voneinander zu profitieren.
Teil 2 
Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld: Das Ende König Ludwigs II. von Bayern
Über die Anwesenheit der »Lustbuben« bei Hofe erfährt man in dem Bericht des Fürsten Eulenburg einiges, potenziell gefährlicher jedoch wären andere Informationen gewesen, wären sie denn an die Öffentlichkeit gedrungen: Ludwig II. hatte sich die Zustimmung zur Reichsgründung von Bismarck abkaufen lassen, dieses wurde wiederum aus schwarzen Kassen bezahlt. Eulenburg weiß über all das genauestens Bescheid, ist auch vertraut mit dem Friseur Hoppe, der die Regierung bilden soll. An dem schicksalhaften 13. Juni 1886 hält sich Eulenburg in der Villa Cäcilia am Würmsee (Starnberger See) auf, die er damals mit seiner Familie bewohnte, blickte bisweilen durch ein Fernglas hinüber nach dem kleinen weißen »Schloss Berg«. Am nächsten frühen Morgen, erhält Eulenburg die Botschaft: »Aus Berg ist soeben ein Wagen gekommen, der eilend Dr. Heiß holte. Man hat in seinem Hause gesagt, dass der König und der Irrenarzt Gudden tot im See gefunden seien.«

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Erscheint 2024
ISBN 978-3-9821614-9-5 (ePUB-Reflowable) 
ISBN 978-3-910471-95-5 (ePUB-FXL)
ISBN 978-3-9821614-5-7 (ePDF)

 

Die Legende

Die Stadt Rom, mit ihrer reichen Geschichte und ihrem kulturellen Erbe, ist seit jeher ein Ort der Inspiration für Gelehrte, Künstler und Suchende. In den engen Gassen und antiken Ruinen gibt es unzählige Rätsel, die darauf warten, entdeckt zu werden. Wilhelm v. Humboldt, der im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit zählte, hatte sich schon als Student neben seinen Fachstudien für die Kunst der Antike begeistert. So war ihm eine besonders reiche Zeit beschieden, als er in den Jahren 1802–1808 Preußen beim Heiligen Stuhl vertrat. Humboldt war bekannt für seinen unersättlichen Wissensdurst und seine wegweisenden Beiträge zur Bildung und Sprachwissenschaft. Als er nach Rom kam, wurde er von der Schönheit und dem kulturellen Reichtum der Stadt in den Bann gezogen. Doch es war vor allem die Legende des Brunnen des Calixtus, der »Pozzo«, die seine Aufmerksamkeit erregte. Schon seit Jahrhunderten erzählt man sich in Rom von einem geheimnisvollen Brunnen, der über magische Kräfte verfügen soll. Es heißt, dass das Wasser dieses Brunnens diejenigen, die davon trinken, außergewöhnliche Weisheit und Wissen verleiht. Während Wilhelm 1808 Rom verlassen muss, verbleibt seine Frau Caroline v. Humboldt, mit den Kindern in Rom. In San Calisto wird sie auf den »Pozzo« aufmerksam, den die Benediktiner verkaufen wollten, und so gelang es ihr, das Kunstwerk für 150 Skudi zu erwerben. Heute steht der Marmorbrunnen des heiligen Calixtus im Atrium des Schloss Tegel.
Ein Briefwechsel zwischen Caroline und Wilhelm v. Humboldt, aus der Zeit seiner Abreise aus Rom 1808 bis zur Ankunft in Berlin 1809, gibt einen vertrauten Eindruck dieses Paares wieder. Es lässt uns teilhaben an den täglichen Ereignissen, die auch von schmerzlichen Verlusten berichten. 
Besonderes Augenmerk wird auf das Leben und die bedeutenden Persönlichkeiten im Umfeld von Caroline v. Humboldt gelegt. Viele Geschichten werden über das Leben der Familien von Arnim, La Roche und vor allem Gabriele von Bülow erzählt.

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Erscheint 2024
ISBN 978-3-910471-96-2 (ePUB-Reflowable)
ISBN 978-3-910471-97-9 (ePUB-FXL)
ISBN 978-3-910471-98-6 (ePDF)


Aufkommende Moderne

Berlin im 19. Jahrhundert – eine Stadt der Kontraste und Veränderungen. Die Straße »In den Zelten« im Berliner Tiergarten spiegelte die aufkommende Moderne wider, aber sie barg auch die Spuren einer reichen Geschichte, die bis in die tiefsten Winkel der Vergangenheit reichte. 
»In den Zelten«, geht auf die dort kampierenden Flüchtlinge aus den Hugenottenkriegen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. Diese durften Spaziergängern Erfrischungsgetränke verkaufen. König Friedrich I. hatte um 1700 damit begonnen, das Wildgehege des alten kurfürstlichen Tiergartens in einen der Öffentlichkeit zugänglichen Lustgarten zu verwandeln. Unter ihm ist die Charlottenburger Allee entstanden, auf ihn gehen auch der Große Stern und die Sternallee zurück. Friedrich der Große ließ nun mit der weiteren Verschönerung fortfahren. Knobelsdorff bereicherte den Großen Stern durch Hecken, Pyramidenbäume und Statuen und erschloss die »Lustwäldchen« zwischen den Hauptstrahlen durch irrgartenartige und ähnlich verschränkte Wegenetze. Auch den Zirkel, die Promenade der wohlhabenden Berliner Bürger, schmückte er durch Statuen und mannigfaltige Bepflanzung der Alleen aus. Vor allem legte er im östlichen Teil vor dem Brandenburger Tor ein neues Lustquartier an. Vor 1745 waren die Berliner nach der jung aufstrebenden, aber noch dörflich wirkenden Nachbarstadt Charlottenburg hinausgezogen – jetzt erwuchs den Charlottenburger Wirten die peinliche Konkurrenz der »Zelter«. Nicht nur der Tod Friedrichs des Großen 1786 scheint die Lockerung der Bauauflagen in den »Zelten« begünstigt zu haben, sondern auch die Einführung des Schlittschuhlaufens in Berlin; wenigstens erhalten die »Zeltenwirte« nun die Erlaubnis, auch im Winter ihre Hütten zu benutzen, aus denen die späteren Etablissements hervorgingen. Nun erst wurden die geteerten Leinwandzelte durch Holz-, dann Fachwerk- und Steinbauten ersetzt.
Namhafte Schriftsteller der Zeit, wie Goethe, nahmen sich seit der Entstehung der »Zelten« dieser Anlage und ihrer Umgebung an, für berühmte Persönlichkeiten wie Bettina von Arnim, Mathilde Wesendonck, Clara Schumann, Magnus Hirschfeld und Max Reinhardt wurde die Straße »In den Zelten«, die nur 500 Meter lang ist, zum Mittelpunkt ihres Lebens.

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Erscheint 2024
ISBN 978-3-910471-85-6 (ePUB-Reflowable)
ISBN 978-3-910471-86-3 (ePUB-FXL)
ISBN 978-3-910471-87-0 (ePDF)

 

Das frohlockende Berlin

Mitte der 1720er-Jahre war das Verhältnis zwischen Preußen und Sachsen-Polen aufgrund der unterschiedlichen Bindungen und Ziele innerhalb des Deutschen Reiches besonders schlecht und der Plan eines Bündnisses beider Staaten hatte sich erneut als undurchführbar erwiesen. Der preußisch-sächsische Zollkrieg war Anfang Dezember 1727 wohl glücklich zu Ende gegangen, Mitte Januar 1728 war sogar ein Freundschaftsvertrag geschlossen worden, dem in der zweiten Monatshälfte ein Aufenthalt Friedrich Wilhelms I. beim Karneval in Dresden gefolgt, und August der Starke, aus der albertinischen Linie des Hauses Wettin, hatte diesen Besuch Ende Mai 1728 in Berlin erwidert.
Bekannt sind die gegenseitigen Staatsbesuche der beiden Könige in ihren Residenzen, vergessen ist jedoch ein viel beachtetes Ereignis im Frühsommer 1728, das vor der Ankunft König August in Berlin stattfand: angesichts der Türme der preußischen Hauptstadt, in der Jungfernheide (es ist das Gebiet des späteren Moabit) leistete August seinem Gastgeber in einem plötzlichen Gefühlsausbruch ein Treueversprechen, in das er auch den Kurprinzen mit einbezog, und Friedrich Wilhelm I. ließ sogleich an jener Stelle des Spandauer Heerweges die Errichtung einer Gedenktafel vorbereiten. Der Besuch des Soldatenkönigs in der sächsischen Hauptstadt im Januar 1728 wurde in der Broschüre »Das glückliche Dresden« beschrieben. Sein Gegenstück, der halboffizielle Bericht über den Besuch August des Starken, ließ durch den Titel »Das frohlockende Berlin« eine Steigerung des offiziellen Ausdrucks der Freundschaft erkennen und konnte inhaltlich durchaus mit dem Bericht über die »Dresdner Aufführungen« mithalten.
Namhaft sind die zahlreichen Mätressen August des Starken, darunter Maria Aurora Gräfin von Königsmarck und die Reichsgräfin von Cosel. Sieben Jahre stand sie August bei seinen Staatsgeschäften zur Seite und nahm Einfluss am Hof des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs, und hebt sich von den anderen Mätressen ab. Eine neue polnische Konkubine zur Durchsetzung politischer Interessen fand August in Maria Magdalena Gräfin von Dönhoff. Die Cosel musste ihre Residenz, das Taschenbergpalais, räumen und sich nach Pillnitz zurückziehen. Der König stellte seine einstige Geliebte am Heiligen Abend 1716 auf der sächsischen Festung Burg Stolpen bei Dresden unter Arrest, bewacht durch die Burgbesatzung, Gräfin Cosel kehrte nicht nach Dresden zurück – sie blieb bis zu ihrem Tod 1765 auf der Burg.

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Erscheint 2024
ISBN 978-3-910471-82-5 (ePUB-Reflowable)
ISBN 978-3-910471-83-2 (ePUB-FXL)
ISBN 978-3-910471-84-9 (ePDF)

 

Vom Belvedere bis Germania

Pichelsdorf, Pichelswerder und Pichelssee liegen außerhalb der Bezirksgrenzen und gehören zu Berlin-Spandau, während Pichelsberg und der dazugehörige S-Bahnhof in Charlottenburg liegen. Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute man auf dem Pichelsberg ein Forsthaus in dem ein Ausschank eingerichtet wurde. Im Jahr 1798 errichtete Graf Kameke neben dem Forsthaus einen von einer Kolonnade umgebenen Pavillon, das »Belvedere«, später kam noch die 1873 eröffnete Gaststätte »Reichsgarten« hinzu. Die Gegend entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel der Berliner und Berlinerinnen. Auch König Friedrich Wilhelm III., der mit seinen Kindern, darunter die mit dem Prinzen Friedrich der Niederlande verlobten Tochter Wilhelmine, unternahm einen Ausflug hierher. Erfreut über den schönen Anblick der wasserreichen Landschaft soll der König die Tochter darauf aufmerksam gemacht haben, dass ihre neue Heimat Holland mit der vor ihnen ausgebreiteten Landschaft viel Ähnlichkeit habe. Im Andenken möge sie ihre alte Heimat nicht vergessen. Dem Berge gab der König zur Erinnerung an den dort verlebten schönen Augenblick den Namen »Prinzessinnenberg«.
Ein politisches »Frühlingsfest« der Burschenschaft auf dem Pichelsberg lag am Anfang jener traurigen Periode nach den Freiheitskriegen, die als Zeitalter der Reaktion und Demagogenverfolgung bis 1848 lastend auf Europa lag. Anlass zu der Veranstaltung war die Ermordung des Lustspieldichters August von Kotzebue (in dem man einen Vertreter des Despotismus sah), durch den Theologiestudenten Karl Ludwig Sand am 23. März 1819 in Mannheim.
Am Ufer der Havelchaussee entstand die Gaststätte »Kaisergarten« und Ende der 1890er-Jahre errichtete der Berliner Unternehmer Conrad Herold nördlich des Kaisergartens das »Seeschloss Pichelsberge« für seinen Sohn Erwin. Es erwirtschaftete aber nicht den erwarteten Gewinn und wurde nach 1914 zwangsversteigert.
Adolf Hitler plante mit seinem Baumeister Albert Speer Ende der 1930er-Jahre – im Rahmen des geplanten Ausbaus Berlins zur »Welthauptstadt Germania« – beiderseits der Heerstraße eine Hochschulstadt, die sich fast über das gesamte Gebiet Pichelsberg erstreckt hätte. An der Stelle des heutigen Teufelsbergs stand in den 1940er-Jahren der Rohbau der »Wehrtechnischen Fakultät«. Die Planungen fielen aber dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
Ob unter Denkmalsschutz oder nicht – viele historische Bauwerke, die den Berlinern ans Herz gewachsen waren, verschwanden in den 1950er-Jahren. Dazu gehörten das »Jagdschloss Dreilinden«, oder die »Borsig-Loggia« im Tiergarten, sie wurden abgerissen. Dem historischen »Belvedere« auf dem Pichelsberg ereilte das gleiche Schicksal. Das nötige Geld um das Kulturdenkmal zu erhalten war nicht zu beschaffen, es wurde 1964 abgetragen. Die Besitzer der nahe liegenden Kiesgrube hatten Anspruch auf das Gelände an der Heerstraße erhoben.

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Erscheint 2024
ISBN 978-3-910471-81-8 (ePUB-Reflowable)
ISBN 978-3-910471-80-1 (ePUB-FXL)
ISBN 978-3-910471-79-5 (ePDF)


Erlebnis Dürer

Der Nürnberger Maler Albrecht Dürer soll im Jahr 1495 einen Spaziergang durch die Olivenhaine von Arco und zu anderen Plätzen unternommen haben, bei dem er den Ort Arco aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel eingefangen und die olivengesäumte Burganlage für die Ewigkeit festgehalten hat. Dürer befand sich damals auf dem Rückweg von seiner ersten Italienreise (1494), die er angestrebt hatte, um sich mit den seit der Renaissance aufgekommenen künstlerischen Tendenzen vertraut zu machen. Sein eigentliches Ziel war Venedig. Von dort aus hat er wahrscheinlich andere Orte in Norditalien bereist, wo er sich mit den Werken der Meister seiner Zeit, wie Mantegna, Carpaccio und der Brüder Giovanni und Gentile Bellini auseinandersetzen konnte. Während dieser ersten Reise, die er im Jahr seiner Heirat mit der wohlhabenden Bürgertochter Agnes Frey unternahm, konnte niemand ahnen, welchen Einfluss Italien und seine Künste auf Dürers späteres Werk haben würden. 
Als er 1507 erneut nach Italien aufbrach, nach Venedig, kam er hingegen nicht mehr als Unbekannter. Die Anregung, die Dürer aus Italien empfangen hat, war formbildend für seinen Stil und er wäre wohl nie das geworden, was er schließlich wurde, wenn er nicht diese zwei grundlegenden Italienreisen unternommen hätte, und dort Gelegenheit hatte, mit den führenden Künstlern, insbesondere der Familie Bellini und der lombardischen Kolonie, die gerade Leonardo da Vincis Errungenschaften in Venedig verbreiteten, in Kontakt zu treten. Schaut man sich viele seiner Zeichnungen an, ist unübersehbar, wie er den Stil Carpaccios und Bellinis, Leonardos und anderer Künstler aufsog. Dürer erfand etwas Neues, einen neuen Stil.

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Erscheint 2025
ISBN 978-3-910471-94-8



Wechselndes Licht

Die Fotografin und Autorin Rengha Rodewill folgte mit ihrer Kamera zahlreichen Wegmarken ​​von Eva Strittmatter. Rodewill dokumentiert besondere Orte aus ihrer Heimatstadt Neuruppin, die Kindheit bei den Großeltern in Frankendorf und das Leben der Dichterin in Schulzenhof, auch die letzten Wochen in Berlin und ihre Beerdigung im Januar 2011. Die Künstlerin zeigt beeindruckende Fotografien ihrer Spurensuche. Sie erzählt auch von vielen persönlichen Treffen, Eindrücken, Gesprächen und Erinnerungen. Strittmatters legendäre Freiluftlesung in Potsdam-Babelsberg, »KunstRäume« öffnen, die im Mai 2003 bei Rodewill im Ateliergarten veranstaltet wurde, ist eines der besonderen Erlebnisse. Die Lesung wurde später »Donnerdichtung« genannt. Eva Strittmatter, die große Dame der deutschen Poesie, bleibt eine der beliebtesten und meistgelesenen zeitgenössischen Dichterinnen. Ihre Gedichtbände erreichen ein Millionenpublikum, gerade weil sie in ihren Gedichten bekennt, was andere in sich vergraben. »Spuren« erinnern an Eva Strittmatter.

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Erscheint 2025
ISBN: 978-3-9820572-2-4

 

Künstler und der Berggeist Rübezahl

Carl und Gerhart Hauptmann gründeten um 1890 die Künstlerkolonie Schreiberhau i. Riesengebirge (Schlesien), heute: Szklarska Poręba (Polen). Viele Träger bekannter Namen aus der Geisteswelt und der Bildenden Kunst siedelten sich in der Kolonie dauernd - oder auch nur vorübergehend an. Darunter so bedeutende Namen wie Wilhelm Bölsche, Werner Sombart und Bruno Wille bauten sich Häuser. Berühmte Maler und Bildhauer, wie Hanns Fechner, Hermann Hendrich, Hugo Schuchardt, Rudolf Maison lebten und arbeiteten in Schreiberhau. Eine besonders enge und intensive Verbindung hatte die Komponistin der Spätromantik Anna Teichmüller zu dem Dramatiker Carl Hauptmann – er fand in ihr seine größte Muse und nannte sie seine »Liederbraut«.
Sehr bemerkenswert sind die Bilder aus Schreiberhau mit seinen berühmten und bedeutenden Bewohnern. Wir werden mitgenommen in die außergewöhnlich, imposante und mystische Landschaft des Riesengebirges, reisen auf den Spuren des sagenumrankten Berggeistes Rübezahl, der so alt wie die Bergquellen selber ist. Die berühmte Sagenhalle in der Künstlerkolonie, erschaffen von dem Hallenbauer Hermann Hendrich, zeugt von geistiger Schönheit, wo allein die Natur die oberste Herrscherin ist, wo Menschen zusammenleben und schaffen im Zeichen von Freiheit und Liebe. Wie eine frühlingshaft immer wiederkehrende neue Kraft, stets aber begleitet von einer Rückbesinnung auf die alten Wurzeln wie Erde, Heimat, seine Sagen, Musik, Brauchtümer und Symbole. Viele von diesen Elementen verschmelzen sich in der Dichtung von Carl Hauptmann und der wundervollen Musik von Anna Teichmüller.

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Erscheint 2025
ISBN: 978-3-9821614-6-4 (ePDF)


Der Schrecken hat einen Namen

Es gab viele Orte in der ehemaligen DDR, die für ihr großes menschliches Leid berühmt wurden: Einer von ihnen war »Schloss Hoheneck«, ein geheimer Ort in Stollberg im Erzgebirge. Das ostdeutsche Frauengefängnis in der sogenannten »Frauenhölle« ist nach wie vor ein Synonym für die Verfolgung politisch unerwünschter Frauen in der DDR. Gefängnis des Terrors und geistige Zerstörung von Gefangenen, die Folter, Isolation in dunklen Arrestzellen, Körperverletzung und Vergewaltigung ausgesetzt waren. In Hoheneck war die DDR bedrückender als anderswo, da Willkür und Misstrauen das tägliche Leben Abertausender bestimmten.
Die Erinnerungen der Berliner Fotografin und Autorin Rengha Rodewill an diesen authentischen Ort sind nicht nur Relikte eines untergegangenen Unrechtssystems, sondern auch ein Beweis dafür, was Menschen anderen Menschen antun können. Die Bilder nehmen uns mit auf eine Reise durch das bedrohlich und unheilvolle Gefängnis, das den Schrecken der Vergangenheit bis zur Gegenwart atmet. In acht Einzelschicksalen erzählen Frauen von ihrer Verfolgung durch die DDR-Staatssicherheit bis zur Inhaftierung in Hoheneck und ihrer Freilassung.

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Erscheint 2025
ISBN: 978-3-9821614-2-6

 


Wer Berlin hatte, dem gehörte die Welt 

Charles Ambergs künstlerischer Nachlass erzählt von einem großen Librettisten, Komponisten, Schlagertexter, Reklamezeichner, Regisseur, Choreographen und ja, auch von einem überaus erfolgreichen Tänzer. Wir werden mitgenommen in eine Zeit, die man später die »Goldenen Zwanziger«, oder die »Golden Twenties« nennen sollte. Man spürt es von New York bis Paris über London nach Berlin: Moloch, Weltstadt, Freudenhaus Europas – Berlin trägt alle diese Titel und verdient jeden einzelnen. Der Krieg ist vorbei, die alten Traditionen sind verschwunden und die Wirtschaft läuft wie nie zuvor, jetzt suchen die Menschen Zerstreuung. Für jeden Mann und jede Frau findet sich etwas, um dem Alltag der Langeweile und Sorgen zu entfliehen: Revue- und Varietétheater, Oper und Operette, Kabarett, Theater und Kino, Kostüm-, Witwen- und Transvestitenbälle. Rauschmittel wie Morphium und Kokain gehören dazu, Alkohol wird in Hülle und Fülle konsumiert und an den Börsen schnelles Geld verdient. Neue Musik und Tänze, insbesondere Swing, Shimmy, Foxtrott und Charleston, breiten sich wie ein Fieber in der Stadt aus. Vor allem aber die Revue, die die Opulenz von Operette und Varieté mit Kabarett vereint, ist ab Mitte der zwanziger Jahre das Unterhaltungsgeschäft in Berlin schlechthin. 
Während dieser Zeit kam Charles Amberg aus Kessenich bei Bonn nach Berlin und wusste sofort, dass er es nie bereut. Bald schreibt er Texte, die die Melodien der Komponisten verschönern und bis heute unvergesslich sind. Er hat unzählige berühmte Schlagertexte geschrieben, wie seinen größten Coup, den unverwüstlichen Gute-Laune-Foxtrott-Schlager »Wochenend und Sonnenschein« (Comedian Harmonists). Er inszeniert und choreografiert, führt Regie, entwirft Bühnenbilder und Kostüme, auch für das exotische Kabarett »Grille« in der Jägerstraße 11. Auf dem Programm die Nackttänzerin Anita Berber mit ihrem Ballett. Berber ist die Sensation Berlins, der Vampir, die Femme fatale – sie ist das Symbol für pure Exzesse. Der Österreicher Nico Dostal kommt 1924 nach Berlin, mit seiner ersten Operette »Clivia«, Libretto Charles Amberg, uraufgeführt am 23. Dezember 1933 im Theater am Nollendorfplatz, gelingt Dostal der Durchbruch als Operettenkomponist und Amberg als Librettist. Zwischen Amberg und dem Schöpfer der Haller-Revue Herman Haller besteht eine enge künstlerische Zusammenarbeit, wobei die Revue »Schön und Schick« herausragt. Die Premiere im überfüllten Admiralspalast in Berlin am 21. August 1928, schlug ein wie eine Bombe. Das Haller-Revue-Girl Mara Hummelt lernt Amberg in dieser Zeit kennen, sie wird seine Lebenspartnerin und Muse, Ambergs Ehefrau Elfriede war offen für diese Beziehung und akzeptiert sie – irgendwie.
Joseph Goebbels, in seiner Funktion als Reichsbevollmächtigter, verfügte den »Totalen Kriegseinsatz«, oder auch »Theatersperre« genannt, für alle Kulturschaffenden. Dieser Kriegseinsatz wurde am 24. August 1944 beschlossen und trat am 1. September 1944 in Kraft. Außerdem wurden alle öffentlichen Vergnügungsveranstaltungen ohne kriegswichtigen Bezug ab sofort verboten, dieses hatte die Schließung aller deutschen und österreichischen Theater und Kulturbetriebe zur Folge. Viele Künstler wurden zum Kriegsdienst eingezogen, oder an der Heimatfront in der Rüstungsindustrie beschäftigt, oder zu kriegswichtigen Tätigkeiten herangezogen. Im Juli 1944 bekommt Amberg von der Reichsschriftumskammer zwei Bescheinigungen für eine Reise nach Wien und für zwei Monate nach Wustrau/Mark Brandenburg, um dort aus beruflichen Gründen zu arbeiten. Charles Amberg wird bevorzugt als Künstler behandelt und für Veranstaltungen im Sinne der Kulturpropaganda herangezogen. Nach seinem Aufenthalt in Wustrau kehrt er Ende September 1944 nach Berlin zurück, er ist kraft- und mutlos geworden, eine Krankheit macht ihm mehr und mehr zu schaffen. Seine Lebenspartnerin Mara, mit der er bis zu seinem Tod in der Lietzenburger Straße zusammenlebte, ist an seiner Seite. Charles Amberg verstirbt am 15. August 1946 in einem Berliner Krankenhaus an einem aggressiven Krebsleiden.

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ISBN: 978-3-9820572-9-3

 

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